Hallo Nadine,
funktionieren wollen ist auch ein allgemeines Phänomen, ein Wunsch vieler chronisch kranker Menschen. Mit dem Modus "funktionieren" würde man im Lebenerleben gleich zwei Probleme auf einmal beseitigen. Erstens die Einschränkung und zweitens die Missempfindungen. Aus unserer Perspektive ist "Maschine-sein" praktisch eine erlösende Vorstellung. Aber Du benennst natürlich einen für dich ganz wesentlichen Aspekt, aus dem heraus Du funktionieren willst, nämlich für deine Kinder.
Aber kann man sich ein "Funktionieren" aneigenen, ohne Gefühllos zu werden? Was glaubst Du, wären deine Kinder besser versorgt mit einer funktionierenden Mutter, oder mit einer Mutter, die Gefühle hat. Kann eine funktionierende Mutter, die über ihre eigenen Gefühle zu Wohle der anderen hinweggeht, die Gefühle der Kinder annehmen, aufnehmen, wiederspiegeln?
Alles offene Fragen. Ich glaube auch, dass ich Dir das Wort "funktionieren" im Munde verdreht habe. Du meintest sicher etwas anderes damit. Sicher wolltest Du nur damit sagen, dass Du deinen Kindern gerecht werden möchtest. Dazu muss jeder ein Stück weit auch funktionieren. Aber das Wort bot sich mir an, weil sich darin eine Ambivalenz zeigt. Eben die, dass wir unser Lebenerleben gegen unsere Träume aufrechnen. Unser So- bin- ich gegen unser So- wollte- ich- sein, und weiter noch: gegen unser So- sollte- ich- sein.
Krankheit ist eben nie nur ein bloß physisches Problem. Viele Erkrankte hier im Forum haben aufgrund ihrer Erkrankung nicht nur irgendwelche Körperphänomene, sondern auch gleich mit dazu eine neue soziale Stellung. Und das ist mitunter härter und schwerer zu ertragen, als eine Lähmung oder Schmerzen. Wenn die soziale Position wackelt, dann scheint nicht nur der Körper, sondern das ganze Leben aus den Fugen zu geraten. Um dem vorzubeugen, funktionieren wir, bis zum Umfallen. Dafür braucht es noch nicht einmal eine chronische Erkrankung.
Ich glaube allerdings nicht, dass deine tatsächliche soziale Rolle, nämlich gute Mutter, irgendwie gefährdet ist. Die von Dir gewünschte Rolle, starke Mutter, wird dagegen mit oder ohne Krankheit immer ein Stück weit unerreichbar bleiben. Oder aber zu bestimmend. Perfekt sein ist eben auch nur im Maschinenbereich angebracht.
Ich glaube nicht, dass Du deine Kinder irgendwie im Stich lässt, wenn Du Dir und ihnen Hilfe organsierst. Zeige deine Schwächen. Das wird deinen Kindern später helfen dich zu verstehen und später sich selbst zu verstehen. Und das heißt ja nicht, dass Du komplett ausfällst.
Aber gut, Du schreibst, dass Du gerade nicht anders kannst. Das ist verständlich, wie soll man auch plötzlich jemand sein, der man gar nicht sein will. Lasse Dir also Zeit damit, dein neues Leben zu finden. Du hast sie ganz bestimmt. Fange klein an, Dir eine Schwäche zuzugestehen. Du hast es schon getan. Heute hast Du geweint. Das ist gut. Weinen ist wichtig. Es sorgt dafür, dass die ganzen Spannungen nicht in uns bleiben. Erlaube es Dir.
Solche kleinen Zugeständnisse an deine neue Situation ermächtigen dich immer weiter, dich irgendwann so den anderen zu zeigen, wie Du bist: eine gute und sicher auch starke Mutter, die eben auch der Mensch mit einer Erkranung ist.
Was ist denn mit schwimmen als Ausgleich?
Liebe Grüße
Guido
funktionieren wollen ist auch ein allgemeines Phänomen, ein Wunsch vieler chronisch kranker Menschen. Mit dem Modus "funktionieren" würde man im Lebenerleben gleich zwei Probleme auf einmal beseitigen. Erstens die Einschränkung und zweitens die Missempfindungen. Aus unserer Perspektive ist "Maschine-sein" praktisch eine erlösende Vorstellung. Aber Du benennst natürlich einen für dich ganz wesentlichen Aspekt, aus dem heraus Du funktionieren willst, nämlich für deine Kinder.
Aber kann man sich ein "Funktionieren" aneigenen, ohne Gefühllos zu werden? Was glaubst Du, wären deine Kinder besser versorgt mit einer funktionierenden Mutter, oder mit einer Mutter, die Gefühle hat. Kann eine funktionierende Mutter, die über ihre eigenen Gefühle zu Wohle der anderen hinweggeht, die Gefühle der Kinder annehmen, aufnehmen, wiederspiegeln?
Alles offene Fragen. Ich glaube auch, dass ich Dir das Wort "funktionieren" im Munde verdreht habe. Du meintest sicher etwas anderes damit. Sicher wolltest Du nur damit sagen, dass Du deinen Kindern gerecht werden möchtest. Dazu muss jeder ein Stück weit auch funktionieren. Aber das Wort bot sich mir an, weil sich darin eine Ambivalenz zeigt. Eben die, dass wir unser Lebenerleben gegen unsere Träume aufrechnen. Unser So- bin- ich gegen unser So- wollte- ich- sein, und weiter noch: gegen unser So- sollte- ich- sein.
Krankheit ist eben nie nur ein bloß physisches Problem. Viele Erkrankte hier im Forum haben aufgrund ihrer Erkrankung nicht nur irgendwelche Körperphänomene, sondern auch gleich mit dazu eine neue soziale Stellung. Und das ist mitunter härter und schwerer zu ertragen, als eine Lähmung oder Schmerzen. Wenn die soziale Position wackelt, dann scheint nicht nur der Körper, sondern das ganze Leben aus den Fugen zu geraten. Um dem vorzubeugen, funktionieren wir, bis zum Umfallen. Dafür braucht es noch nicht einmal eine chronische Erkrankung.
Ich glaube allerdings nicht, dass deine tatsächliche soziale Rolle, nämlich gute Mutter, irgendwie gefährdet ist. Die von Dir gewünschte Rolle, starke Mutter, wird dagegen mit oder ohne Krankheit immer ein Stück weit unerreichbar bleiben. Oder aber zu bestimmend. Perfekt sein ist eben auch nur im Maschinenbereich angebracht.
Ich glaube nicht, dass Du deine Kinder irgendwie im Stich lässt, wenn Du Dir und ihnen Hilfe organsierst. Zeige deine Schwächen. Das wird deinen Kindern später helfen dich zu verstehen und später sich selbst zu verstehen. Und das heißt ja nicht, dass Du komplett ausfällst.
Aber gut, Du schreibst, dass Du gerade nicht anders kannst. Das ist verständlich, wie soll man auch plötzlich jemand sein, der man gar nicht sein will. Lasse Dir also Zeit damit, dein neues Leben zu finden. Du hast sie ganz bestimmt. Fange klein an, Dir eine Schwäche zuzugestehen. Du hast es schon getan. Heute hast Du geweint. Das ist gut. Weinen ist wichtig. Es sorgt dafür, dass die ganzen Spannungen nicht in uns bleiben. Erlaube es Dir.
Solche kleinen Zugeständnisse an deine neue Situation ermächtigen dich immer weiter, dich irgendwann so den anderen zu zeigen, wie Du bist: eine gute und sicher auch starke Mutter, die eben auch der Mensch mit einer Erkranung ist.
Was ist denn mit schwimmen als Ausgleich?
Liebe Grüße
Guido
Kommentar