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Kommunikationshilfen

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    Kommunikationshilfen

    Hallo an die Forumsrunde,

    ich schaue zwar schon länger ab und zu mal herein, doch heute möchte ich eine Frage loswerden.
    Ein guter Freund von mir hat vor drei Jahren die ALS-Diagnose erhalten. Schrittweise verließen ihn seine Muskel- und Gelenkfunktionen, die Sprache, die Selbständigkeit in allen Bereichen. Er lebt in einer Pflegeeinrichtung, inzwischen liegend und mit kontinuierlicher Beatmungshilfe.
    Vor zwei Jahren erhielt er einen Lightwriter, lange sein wichtigstes Kommunikationsmittel, doch bedienen kann er es schon eine Weile nicht mehr bzw. nur mit Arm-/Handunterstützung. Er kann noch ein wenig führen, doch es muss auch geraten werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass jemand über einzelne Buchstaben mit dem Finger fährt und er an der richtigen Stelle nickt; ein langwieriges Verfahren (aber immerhin...).

    Nun meine Frage. Irgendwo hatte ich mal von einem Gerät gelesen, das per Mund- und Drucksteuerung bedient werden kann. Weiß jemand etwas darüber oder einen Namen?
    Der Freund kann noch Druck ausüben mit beiden Handballen und den Zähnen/Kiefern. Ich stelle mir eine Kombination aus verschiedenen Tasten vor, z.B. Vor-/Zurück- und Entertaste oder ähnlich am Notebook oder PC. Gibt es sowas? Oder kennt jemand ein Startup, dass sich mit dem Thema befasst?

    Er hat auch ein Gerät für Augensteuerung, mit dem geübt wurde, doch seit kurzem fällt ein Auge aus, es flackert zu sehr, der Augenarzt hält dies für nicht reparabel. Gibt es auch Geräte bzw. Programme, die nur mit einem Auge zu steuern sind?

    Ich selbst wohne ca. 800 km von ihm entfernt und kann nur unregelmäßig so weit fahren, gerade war ich bei ihm. Gern würde ich aber den Angehörigen oder den PflegerInnen ein paar gute Hinweise zukommen lassen oder Hilfsmittel organisieren, wenn ich weiß, wo sie erhältlich sind.

    Ich freue mich auf Rückmeldungen und grüße alle Betroffenen herzlich!
    Zuletzt geändert von rikade; 09.07.2017, 12:07.

    #2
    Welche Augensteuerung hat dein Freund?

    Hast du in alten Beiträgen nicht etwas dazu gefunden?
    Meine mich zu erinnern, dass mal jemand dazu schrieb, nicht lange her, dass ein bestimmtes System auch mit einem Auge gesteuert werden kann.
    Evtl. dann wackelndes Auge mit schwarzer Kappe abdecken.
    Vielleicht erinnert sich jemand anderes hier besser.

    Hallo Leute hier - bitte Info für ihn!

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      #3
      Jede Augensteuerung kann auch mit einem Auge arbeiten. Das muss nur in der Einstellung für die Kalibrierung definiert werden.
      Wenn der Kopf noch bewegt werden kann, kann mit der eventuell eingebauten Wabcam oder mit einer externen und einem kostenlosen Programm eine Kopfsteuerung integriert werden.
      Wenn dies auch nicht mehr funktioniert, sollte mit einem Sensor (Taster, Muskelsensor, Liedschlagsensor) und dem Scannmodus an der Augensteuerung eine Kommunikation möglich sein. Da der berühmte Steve Hawkins zu tief hängende Augenlieder hat, steuert er den Kommunikator im Scannmodus mit einem kleinen Bewegungssensor an seiner Brille und mit dem Wangenmuskel.
      Also den Lieferanten der Augensteuerung ansprechen, die müssen das Problem lösen mit wenig Aufwand.
      Skylines Mann

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        #4
        Hallo Rikade,
        Dein erster Schritt war schon mal richtig, Dich hier im Forum zu melden. Zu Deinem Thema "Unterstützte Kommunikation" ist hier schon sehr viel geschrieben worden: Eingabe von "Kommunikation" in die Suchfunktion ergibt mehr als 250 Einträge!

        Nun zu Deinem Problem: Solange Dein Freund noch irgendeinen Muskel bewegen kann, braucht er meiner Meinung nach keine (teure) Augensteuerung *, sondern er kann mit dem Muskel einen Taster ** betätigen, der seinerseits einen Sprachcomputer mit Scan-Funktion ansteuert ***.
        Damit ist meine Frau eine Zeitlang gut zurechtgekommen, bis die Muskelkraft des Daumens nicht mehr ausreichte. Statt des Tasters haben wir dann einen Sensor angeschlossen, den sie durch das noch mögliche minimale Drehen des Handgelenks aktivieren konnte +. Als auch das nicht mehr ging, sind wir zur Augensteuerung übergegangen ++.

        Auf jeden Fall ist es kein Fehler, sich mit der Augensteuerung zu befassen, rechtzeitig bevor nichts anderes mehr funktioniert. Denn bei der ALS kann man sicher sein, dass der Zeitpunkt irgendwann kommt, früher oder später. +++

        Alles Gute!

        ____________________
        * Bin ich mir nicht so sicher (wie Skyline schreibt), dass wirklich alle Augensteuerungen auch mit nur einem Auge angesteuert werden können.
        ** gibt's z.B. auch als Mundstück zum Blasen
        *** gibt's alles im Fachhandel. Reklame für irgendein System darf man hier nicht machen; zudem sind unsere (im Keller rumliegenden) Systeme sicher veraltet und evtl. nicht mehr lieferbar.
        + soviel ich weiß, benutzt Stephen Hawking dazu einen Wangenmuskel (s. sehenswerten Spielfilm)
        ++ Geht jetzt auch nicht mehr, so dass wir zur Zeit mit Gehirnwellen experimentieren.
        +++ Stephen Hawking ist da eine absolute Ausnahme. Außerdem wird, soweit ich weiß, auch bei ihm inzwischen mit Kommunikation mittels Gehirnwellen experimentiert.
        Zuletzt geändert von Blauracke; 12.07.2017, 11:34.

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          #5
          Ich möchte mich bei Skyline und Blauracke mit großer Verspätung herzlich bedanken für eure Antworten. In den Wochen nach meiner Anfrage war so viel passiert, dass es mir nicht möglich war, zeitnah zu reagieren, entschuldigt bitte.
          Der Zustand des Freundes hat sich seither nicht verbessert, gerade jetzt bin ich wieder für ein paar Tage in den Süden gereist, um ihn zu besuchen. Muskeln in den Händen und Kopf-/Augenbewegungen sind so schwach, dass er nicht mehr genau ausdrücken kann, ob er Ja oder Nein meint. Es erschwert die Kommunikation erheblich für Angehörige, PflegerInnen und Freunde. Training mit Augensteuerung lehnt er inzwischen ab, ist zu anstrengend.

          Meine Frage an die Runde heute ist, ob jemandem ein Hilfsmittel bekannt ist, das evtl. in den Mund genommen und mit dem ein Geräusch produziert werden kann? Es sind noch minimale Kiefernbewegungen möglich. Durch künstl. Beatmung ist, soweit ich es einschätzen kann, kein eigener Luftausstoß möglich, eine Art Pfeife wäre wohl nicht geeignet.

          Darf ich auf einen Rat hoffen? Mit Hilfe einer Buchstabentafel, über die das Gegenüber einen Finger zieht, könnten dann wenigstens noch ein paar Informationen ausgetauscht werden...
          Ich wäre sehr dankbar, diesmal ist es vielleicht ein Abschiedsbesuch, er mag nicht mehr, will raus.

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            #6
            Zitat von rikade Beitrag anzeigen
            Meine Frage an die Runde heute ist, ob jemandem ein Hilfsmittel bekannt ist, das evtl. in den Mund genommen und mit dem ein Geräusch produziert werden kann? Es sind noch minimale Kiefernbewegungen möglich. Durch künstl. Beatmung ist, soweit ich es einschätzen kann, kein eigener Luftausstoß möglich, eine Art Pfeife wäre wohl nicht geeignet.
            Hallo Rikade,
            wenn Dein Freund seinen Kiefer tatsächlich gezielt bewegen kann, könnte ein System mit einem Sensor helfen (siehe https://www.rehavista.de/?at=Produkte&ag=35). Mit einem damit verbundenen Sprachcomputer könnte er sogar selbstständig, ohne eine Hilfsperson, Texte verfassen, e-mails schreiben usw.. Meine Frau hat so ein System, kann es aber nicht mehr nutzen, weil sie keinen Muskel mehr gezielt bewegen kann (auch die Augen nicht mehr).

            Gerade fällt mir ein, dass ich mal mit einem Drucksensor experimentiert habe, der durch Beißen auf einen kleinen Luftballon betätigt wurde. Ob's sowas zu kaufen gibt, weiß ich nicht; damals war das Marke Eigenbau.

            Alles Gute!
            Zuletzt geändert von Blauracke; 28.11.2017, 18:52.

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              #7
              Da scheinbar die Augensteuerung nicht angenommen wird, aus welchem Grund auch immer, bleibt natürlich ein Näherungssensor, wie oben beschrieben. Damit kann man natürlich auch komplex kommunizieren. Stevens Hawkin schreibt ganze Bücher damit und hält Vorträge. Die Software die er nutzt ist kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt. Da aber schon keine Augensteuerung angenommen wird, bezweifel ich die Akzeptanz für diese Systematik. Hier der Link zu der Software.

              Es gibt aber auch einfachere Dinge um zu kommunizieren. Du kannst ja mal ein Sprechbuch für den nächsten Besuch basteln. Das ist recht einfach und ermöglicht auch eine schnellere Kommunikation als mit einer herkömmlichen Buchstabentafel. Ist bestimmt ein schönes Weihnachtsgeschenk. Hier die Informationen.

              Um sich bemerkbar zu machen, nutzen manche auch eine Band mit Glöckchen am Arm oder Bein, falls das noch ein wenig bewegt werden kann.
              Skylines Mann

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                #8
                Danke, Blauracke und Skyline.

                Die Sache mit dem Sensor hört sich nach guter Lösung an. Ich habe ihm davon erzählt und es schien, als sei er davon sehr angetan. Selbst bin ich jetzt wieder 700 km weiter im Norden, werde es mit dem Sohn und Pflegeteam kommunizieren und Infos heraussuchen. Vielleicht kann von einer anbietenden Reha-Firma einmal ein Berater zu ihm kommen und genau herausfinden, was machbar und welcher Muskel geeignet ist. (Dürfen solche Empfehlungen evtl. als persönliche Nachricht weitergegeben werden?
                Und weiß jemand ein NewTube-Beispiel, in dem soetwas vorgeführt wird?

                Das Problem mit den Augen ist, dass das rechte inzwischen sehr eingeschränkte Sehfähigkeit hat, auch der Augenarzt sieht keine Verbesserungsmöglichkeit. Mit dem linken kann er nur noch ungenau fixieren, darum ist die Bildschirmarbeit so mühsam für ihn.

                Mein Hauptanliegen war oder ist (denn nicht nur für Besucher, auch für die Pflegerinnen könnte es hilfreich sein), ein mechanisches Objekt zu finden, dass auf (leichten) Druck einen Ton abgibt, kaum Gewicht hat, zwischen das Gebiss passt und nicht sehr hoch sein darf. Eine schnelle Lösung ohne aufwendige Geräte sozusagen.
                Ich habe in Kinderabteilungen gesucht, dachte, es gäbe vielleicht Beißringe, die auf Druck quietschen o.ä., gefunden habe ich nur Gummitiere, die aber bei Tests zu hoch waren oder kräftigeren Druck brauchen. Suche gerade nach kleiner Hupe für Kinderfahrräder mit Gummiball, fürchte aber, die sind zu hoch. Druckpfeifen haben auch zu große Bälle.

                Wenn also jemand eine andere einfache wie geniale Idee hat, bitte ich sehr herzlich um Nachricht!

                Für interessierte empfehle ich dafür eine tolles Webportal vom gemeinnützigen Verein Barrierefrei Leben e.V. in Hamburg. Es geht um eine Fülle von Tips und Beispielen von technischen Hilfsmitteln für Menschen mit unterschiedlichen Handicaps oder Einschränkungen oder auch Vorsorge fürs Alter.
                Ideen für Badumbauten etc. sind auch dabei und seit kurzem viele Hilfsmittelvorschläge für den Pflegebereich: www.online-wohn-beratung.de
                Privatmenschen können sich bundesweit kostenlos per Email beraten lassen. Bei sehr zahlreichen Anfragen ist jedoch etwas Geduld erforderlich, sie haben vor Ort auch persönliche Beratungstermine und sind nur ein kleines Team. Tolle Leute, ich durfte sie kennenlernen.

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                  #9
                  Skyline,
                  vorhin musste ich abbrechen, darum jetzt noch zu deinem Sprechbuchvorschlag. Die Seiten hatte ich schon entdeckt, aber dabei besteht das gleiche Problem, die Kopf- und Augenbewegungen sind zu oft zweideutig und es wird ein Ratespiel, das für beide Seiten so frustrierend ist und ihn auch leicht erschöpft. Ich hatte die Buchstabentafel von Jason Becker vorbereitet, ein Lightwriter ist vorhanden, in den die Buchstaben eingegeben werden könnten, damit sie nicht verloren gehen, aber es klappt nur noch sehr eingeschränkt.
                  Glöckchen an Arm oder Bein geht auch nicht mehr, darum hoffe ich auf ein Objekt wie oben beschrieben, weil Kieferbewegungen noch möglich sind, wenn auch minimal. Leichtes Beißen geht noch, mit wenig Druck und wenn sich etwas geeignetes finden lässt, wäre ein eindeutigeres Signal möglich.

                  Blauracke,
                  könnte ich noch etwas erfahren über dieses Drucksensor-Experiment? Wäre es schwierig, es nachzubauen und zu testen?

                  Wenn jemand mitliest, der oder die so etwas selbst erleben muss: ich kann es so gut nachvollziehen, wenn ihr manchmal ungeduldig seid mit den "Gesunden" um euch herum, die sich so blöd anstellen und nicht verstehen wollen, was ihr zu sagen versucht. Man möchte sicher oft gern aus der Haut fahren und wütend sein... bitte habt auch mit uns etwas Geduld, die nach Lösungen suchen und Rat brauchen. (
                  Zuletzt geändert von rikade; 30.11.2017, 15:06.

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                    #10
                    Zitat von rikade Beitrag anzeigen
                    Blauracke,
                    könnte ich noch etwas erfahren über dieses Drucksensor-Experiment? Wäre es schwierig, es nachzubauen und zu testen?
                    Hallo rikade,
                    der von mir bereits erwähnte Eigenbau bestand aus dem Drucksensor einer ausgeschlachteten Waschmaschine, der über einen Schlauch mit einem nur leicht aufgeblasenen Kinderluftballon verbunden war. Der Drucksensor enthält einen Schalter, mt dem man einen Sprachcomputer im Scan-Modus ansteuern kann. Wenn man diese Teile hat, ist die Konstruktion, ein bisschen Bastelgeschick vorausgesetzt, nicht schwierig. Zum Testen muss man den Ansprechdruck des Sensors und die Füllung des Ballons optimieren.

                    Das System hat funktioniert; wir haben es aber bald durch die elegantere professionelle Augensteuerung ersetzt. Als diese wegen Augenlähmung nicht mehr funktionierte, konnten wir aber leider nicht zum Bastelsystem zurückkehren, weil die Muskelkraft zum Ballon-Betätigen nicht mehr ausreichte.

                    Alles Gute!

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                      #11
                      Hallo Blauracke,
                      danke für die Anleitung, dann sollte ich mal nach einem Drucksensor suchen, meine Waschmaschine wird jedoch noch gebraucht.
                      In einem älteren Thread fand ich die Idee, einen Laserpointer an einem Kopfbügel zu befestigen. Da es bei dem Freund mit der Feinabstimmung der Kopfbewegung nicht mehr funktioniert, frage ich mich, ob es Sinn macht, es mit großen Buchstaben an der entfernteren Wand einmal auszuprobieren.

                      Ich werde es mal selbst ausprobieren, wieviel Kopfmuskelkraft dazu nötig ist, habe gleich einen flachen Pointer bestellt -
                      Liebe Grüße, und gute Wünsche für deine Frau!
                      Zuletzt geändert von rikade; 30.11.2017, 16:48.

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